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Donnerbüchse

Alu-Dibond, Meta-Wz.: 70

   Donnerbüchse

 - eine Metapher für die Gegenwart

Text: Annegret Neunzig

Ich fass‘ es nicht!

Mir wird das alles zu viel!

Ich ertrage das nicht länger!

 

Ist es das, was er denkt, was er fühlt 

- der Mensch, der das Bildzentrum einnimmt?

Ist es das, was du denkst, was du fühlst 

- du, der du ein Mensch unserer Zeit bist?

Der Protagonist des Bildes fasst sich an den Kopf und ans Herz - ein Gestus der Überforderung, des Identitätsverlusts und oder der Implosion - rational und emotional verzweifelt er an und in der Donnerbüchse.

 

Mit Donnerbüchse bezeichnete man früher eine alte Feuerwaffe, die gewaltig Krach machte. In Donnerbüchse steckt Donner – für Krach und Büchse für Waffe oder Gewehr.

Im Umgangssprachlichen wird das Wort für etwas besonders Lautes, Rumpelndes oder Ungehobeltes gebraucht. Auch Eisenbahnwaggons aus den 1920er-Jahren nannte man so, weil sie beim Rattern über die Gleise ohrenbetäubenden Lärm erzeugten.

 

Donnerbüchse als Titel für dieses Bild scheint mir sehr treffend

- Lärm, Enge, Tempo eine perfekte Metapher für unsere Gegenwart, für eine überlaute, harte, mechanische Welt, in der der Mensch immer mehr zum Funktionsobjekt wird. Hierfür stehen im Bild die sich mehrfach wiederholenden uniformen Figuren – gesichtslos und gleichförmig symbolisieren sie den kollektiven Identitätsverlust.

- Kriege, drohende Kriegsgefahr, polternde Politiker mit Selbstdarstellungswahn, gesellschaftlicher Rechtsruck – symbolisiert durch das sich im Bild flächig ausbreitende Braun.

Geometrischen Elemente, technische Muster und Rasterstrukturen verdichten die Atmosphäre des Bildes. Alles scheint vermessen, katalogisiert und systematisiert zu sein. Zeichen für die Hybris des Menschen, der meint, mittels seiner technischen Systeme, alles in den Griff bekommen zu können. Stattdessen bestimmen Datenflüsse und Schaltkreise unsere Welt, in der Algorithmen zunehmend die Rahmenbedingungen des Lebens diktieren.

Das, das Bild beherrschende, Penrose-Dreieck steht für Paradox, Täuschung und Grenzen menschlicher Wahrnehmung. Es erweckt den Eindruck als ob es dreidimensional wäre ... Und stecken wir nicht alle in dem ALS OB des Machbaren und merken oft gar nicht, wie wir uns selbst dabei verlieren.

 

Das dominierende Gelb des Bildes betont den Eindruck, den das Bild beim Betrachter auslöst. Es scheint den Betrachter geradezu anzuschreien. In Verbindung mit dem Penrose-Dreieck sticht es besonders hervor. Das schreiende Gelb im Penrose-Dreieck unterstreicht seine Symbolik.

Gelb und Penrose-Dreieck bilden einen Störimpuls, der den Betrachter herausfordern will.

 

Die Donnerbüchse ist ein starkes Bild unserer modernen Existenz.

Die Donnerbüchse ist ein Aufschrei gegen die Überforderungen unserer Zeit.

Die Donnerbüchse ist ein Aufschrei: Halt! (im doppelten Sinn).

 

Schreien wir auf: mutig, stark, beherzt (Motto des diesjährigen evangelischen Kirchentages in Hannover)

Penrose-Dreieck:

in einem echten dreidimensionalen Raum wäre das Penrose-Dreieck physikalisch nicht umsetzbar, da sich die Balken gleichzeitig aufeinander und aneinander vorbeischieben – ein Widerspruch der Perspektive

 

 

 

 

 

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