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Objekt "ORT"

Ein Technophilosophisches Kunstwerk

Anlässlich der 1100 Jahrfeier des Düsseldorfers Stadtteils Himmelgeist wurde der Dorfplatz neu gestaltet. Gemeinsam mit dem Chemiekonzern  Henkel KGaA entstand daher der "ORT". 2004 wurde das Kunstwerk im öffentlichen Raum feierlich eingeweiht und ziert seither den Düsseldorfer Stadtteil Himmelgeist.

Aber was soll der "ORT" darstellen?

Nachfolgend einige Gedanken des Künstlers Peter Neunzig:

I) Wofür steht der Objektname „ORT“ und warum wurde er gewählt ?

 

Wenn man den Bauplan betrachtet, so erkennt man die spitz zulaufende Form des Platzes. Fast die Form einer Pfeilspitze. Der Platz soll ein Ort werden, dort wo etwas stattfinden kann. Ein Ort, der auch repräsentativ auf die Ankommenden wirken soll.

Jetzt bedeutet der Begriff „ORT“ im Mittelhochdeutschen „Spitze“ - besonders einer Waffe, eines Speeres oder Werkzeugs. Weiterhin bedeutet „ORT“ äußerstes Ende, Punkt, Ende, Rand, Stück, Gegend, Platz. Gewöhnlich wird heute der Begriff „ORT“ in der Bedeutung Stand(punkt), Platz, Stelle und Siedlung, Dorf, Stadt, verwendet.

„ORT“ kann also konkret als die Form des Platzes selbst übersetzt werden. Gleichzeitig ist Himmelgeist wiederum ein Ort innerhalb der Stadt Düsseldorf. So entstehen 3 ineinander hierarchisch verschachtelte Ebenen für den Ort.

 

  1. Himmelgeist als Ort innerhalb der Metropole Düsseldorf  - mental erfahrbar

  2. Der Platz als Ort innerhalb des Ortes Himmelgeist – konkret erfahrbar

  3. Das Kunstwerk „ORT“ als Ort auf der Spitze des Platzes – sinnlich erfahrbar

 

II) Was für ein philosophischer Aspekt soll dargestellt werden?

 

„ORT“ soll für Zusammenkunft und Gemeinschaft stehen. Symbolisch steht „ORT“ für Kommunikation, er ist Treffpunkt und steht für Mittelpunkt in Handel und Verkehr – am „ORT“ findet all das statt, was eine Gemeinde betrifft. „ORT“ hat aber nicht nur einen horizontalen Bezug, steht nicht nur für Kommunikation unter den Menschen. Oben und Unten erfährt der Mensch beim Blick aus dem Säulenoval in den Himmel. Die Ambivalenz alles Irdischen, die Gefangennahme durch die materielle Selbstsucht des Menschen zeigen die mit dem Boden geerdeten Säulenenden im Kontrast mit der Weite des Himmels.   Die 12 Eisenstelen in einem Rund angeordnet erinnern den Künstler an die Kultstätte „Stonehenge“. Stonehenge als Kultstätte und auch „ORT“ stehen für Kommunikation mit dem Allmächtigen. Dieser vertikale Aspekt im „ORT“ steht für Meditation, für Alleinsein, für existenzielle Auseinandersetzung, für das Innehalten - es steht für die Ahnung des Menschen an einen kosmischen Wirkzusammenhang. Der Mensch, der alleine in dieses Oval kommt, dort innehält und nach oben blickt, soll seinen besonderen Ort in diesem Universum spüren. Aus der Spannung von Begrenzung, konkret in den bodenständigen Säulen und der Öffnung nach oben heraus, als Befreiung eben von diesen 12 irdischen Maß-„stäben“ soll Menschsein befreiend erahnt werden.

Indem der „ORT“ aber ganz konkret von Außen nach Innen und wieder zurück durchschritten werden kann, können die zwei Seinsweisen des Menschen sein „Inneres und sein Äußeres“ erinnert werden.

Der entstehende Innenraum ist dabei aber nie ganz hermetisch, sondern bleibt transparent, der Blick nach außen durch die Säulen bleibt möglich.

Das Kunstwerk lebt einmal durch diese konkret vorhandenen Gegensätze von Begrenzung und Weite – von Innen und Außen – um sich im Menschen, mit all seinen Widersprüchen, zu spiegeln.

 

 

III) Was für ein naturwissenschaftlicher Aspekt soll dargestellt werden?

 

Die 12 Säulen, die „ORT“ konstituieren sind nicht kreisrund angeordnet, sondern in einem Oval. Die Planetenbahnen sind Ellipsen. Diese wurde verwendet. Die erste Säule ist genau nach Norden hin ausgerichtet. Abends erblicken wir über die Verlängerung der hinteren Achse des „Großen Wagens“ den Polarstern. Er ist Orientierung – denn er steht fest für uns am Firmament. Diese erste der 12 Säulen orientiert am Polarstern definiert alle weiteren 11 Säulen, die jeweils exakt 137,5 Grad von einander angeordnet werden. Der Winkel ergibt sich aus der Fibonacci-Reihe, die im 12. Jahrundert von dem Mathematiker Leonardo von Pisa, genannt Fibonacci, entwickelt wurde. Die ersten 10 Glieder dieser Zahlenreihe lauten 1, 1, 2, 3, 5, 8, 13, 21, 34 .... usw. . Man erkennt, das jede weitere Zahl sich aus der Addition der vorhergehenden beiden Zahlen ergibt. Die Fibonacci-Zahlenreihe beschreibt das Prinzip der Rückkopplung. Das Ergebnis eines Prozesses, hier die Addition der beiden Vorgängerzahlen, wird wieder in den Additionsprozess eingeführt.

Diese Rückkopplung findet bei allen Wachtumsprozessen, vielen biologischen, chemischen,

physikalischen Abläufen in der Natur statt. Dabei können sich prinzipiell 3 Szenarien über alle rückgekoppelten Zyklen ergeben.

 

  1. Das System kommt zur Ruhe – es nähert sich über alle Rückkopplungen einem festen Wert. (alle stabilen Prozesse in der Natur)

  2. Das System gerät in Schwingung (siehe unser Planetensystem).

  3. Das System gerät unverhofft ins Chaos. (siehe  Bäcker-Transformation, Chaos -Theorie)

 

Interessant hierbei ist und jetzt kommen wir auf die Anordnung der Säulen im Winkelabstand von 137,5 Grad, dass der Grenzwert der Fibonacci-Reihe die Zahl 1,618.... bildet. Die Zahl des Goldenen Schnitts. Aus dieser Zahl kann der Goldene Winkel von 137,5 Grad ermittelt werden. Da viele Naturprozesse nun rückgekoppelt sind, erkennt man diesen Winkel z.B. bei der Anordnung der einzelnen Rispen im Kiefernzapfen, oder den Sonnenblumenkernen in der Sonnenblume oder der Anordnung der neuen Triebe am Hauptstamm einer Fichte wieder.

Weiterhin bedeutet dies, dass Harmonie (Goldener Schnitt, goldener Winkel) und Chaos einen gemeinsamen Ursprung haben. Die Rückkopplung von Systemen.

Die Anordnung der Säulen veranschaulicht also ein universales Phänomen. Rückkopplung. Somit erzwingt die erste Säule, ausgerichtet an den Polarstern, alle Orte der anderen 11 folgenden. Keine kann vom Platz her losgelöst von den anderen betrachtet werden. Welch ein Symbol für den Menschen. Keiner von uns kann losgelöst ohne den anderen und ohne die universal wirkenden Kräfte des Universums existieren.

 

 

IV) Der mathematische Aspekt

 

Die Ellipse ist ein gestauchter Kreis. Der einheitliche Radiusr des Kreises wird durch die beiden Größen a und b für die senkrecht zueinander stehenden Hauptachsen der Ellipse definiert.

Aus a und b können die Abstände der beiden Brennpunkte vom Mittelpunkt der Ellipse berechnet werden, da die Summe der beiden Brennstrahlen  und zusammen gleich 2a ergeben und gleichzeitig auf der Bahnkurve schneidend senkrecht aufeinander stehen. (rechter Winkel)

Wird            , so folgt, das                       ist.

Hierbei ist e der horizontale Abstand vom Mittelpunkt der Ellipse.

 

Die hier nicht hergeleitete Ellipsenformel lautet:

 

Mit Hilfe dieser Formel, dem Satz des Pythagoras und ein wenig Geometrie,Trigonometrie und Algebra, können einzelne Punkte auf der Ellipsenbahn berechnet werden. Untenstehend ist exemplarisch der Abstand der 2. Säule vom Mittelpunkt berechnet worden:

 

Achse a: 250 cm  /  Achse b: 200 cm

Mit                                 und                              ergibt sich eingesetzt in obige Ellipsengleichung:

 

 

V) Was für eine Bedeutung hat die Zahl 12?

 

Die 12 Säulen stehen für 12 Monate im Jahr, für 12 Tierkreiszeichen. 12 Jahre benötigt Jupiter um einmal die Sonne zu umkreisen. 12 Stunden haben Tag und die Nacht. Als Sinnbild der Heiligkeit und Seligkeit steht die Zahl 12 für die 12 Apostel, den 12 himmlischen Thronen, der 12 Tore der himmlischen Gottesstadt.  

 

VI) Welches Material wurde verwendet?

 

Das Material für die oben abgedeckelten Säulen besteht aus unbehandelten Stahl, Typ ST 235. Rostender Stahl deshalb, weil die Witterung Hand anlegen soll an dieses Kunstwerk. Veränderung beleuchtet das Zeitliche allen Daseins. Durch die pulverisierten matten Oberflächen der Säulen entstehen außerdem je nach Lichteinfall, je nach Feuchtigkeit eine Vielzahl von braun-rot-orange ja selbst grünen Farbtönen.

Die Säulen haben einen Durchmesser von 219 mm und eine Dicke von 6,3 mm. Die Höhe beträgt ca. 250 cm je Säule. Die Hauptachsen des ovalen Innenraums betragen 500 x 400 (cm). Dort sind kleine Naturpflastersteine verlegt. Im Zentrum liegt ein vom Künstler ausgesuchter schwarzer Naturstein. Die beiden Brennpunkte der Ellipse werden durch 2 Bodenstrahler markiert um den „ORT“ und die Säulen abends zu beleuchten. Ein Dämmerungsschalter schaltet die Leuchten ein und aus. Außerhalb des „ORT“ wurden größere Natursteine verlegt.

 

Alle Ausführungen, gedanklicher und materieller Art sind urheberrechtlich geschützt. Der Künstler

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Technophilosophische Kunst: Kollektionen
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